Meditationen

Der Papst ist gegen die Verwendung von Kondomen. Nicht weil es mehr Spass macht, ohne Kondom ...
Nein, weil die Bibel Enthaltsamkeit vor der Ehe predigt. Geschlechtsverkehr vor der Ehe sei unmoralisch, genauso wie der Sex zwischen Mann und Frau die einzige richtige Art sexueller Beziehung ist (Hebräer 13,4). Wie zeitgemäss sind Religionen damit noch? Wenn ich mir die Freiheit nehme, Schweinefleisch zu essen, obwohl das im Koran nicht erlaubt ist, handle ich in den Augen der Gläubigen falsch. Nun ist die Frage, ob ich noch muslimisch bin, wenn ich Schweinefleisch esse.
Dass ich blöd angesehen werde, wenn ich es tue, stört mich weniger. Umso mehr stört es die anderen. Doch das ist mir egal. Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich essen oder wie ich mich kleiden soll. Die Sphäre der Religion ist meiner Meinung nach mit solchen Setzungen klar überschritten. Wenn die Religion das ganze Wesen eines Menschen einnimmt, wird sich dieser Mensch von den anderen Menschen abkapseln. Jeder Nichtangehörige meiner eigenen Religion ist mir fremd. Er ist nicht vielleicht mein Feind, wie es die Busch-Regierung mit allen Moslems macht, indem es Muslime als Islamisten und Islamisten als Terrorosten bezeichnet. Wenn dann in der Bild von Islamisten oder mutmasslichen Terroristen die Rede ist, könnt ihr ahnen, was ich damit meine.
Wenn ein Mensch etwas Ungesetzliches tut, dann muss er dafür bestraft werden. Inweiweit spielt seine religiöse Gesinnung dabei eine Rolle? Und warum muss das in einem Atemzug mit der Straftat zum Ausdruck gebracht werden? Früher war es normal, dass in der Bild von Ausländern die Rede war, wenn sie wieder mal irgendwelche Gewaltverbrechen, Ehrenmorde oder sonstige Verbrechen getan haben. Was will man aber damit erreichen, wenn man die nationale Identität eines Menschen ausdrücklicht mit einem Gewaltverbrechen erwähnt? Oder das nächste Beispiel.
Solche Extrembeispiele sollen verdeutlichen, wie fahrlässig Journalisten und Politiker mit solch sensiblen Themen umgehen. Wenn überall auf der Welt Konzerne und Multimilliardäre mit Geld sich die Zuneigung von Menschn kaufen (oder gleich die Verlage und Medienanstalten, wie Murdoch und Berlusconi), wird es Korruption immer geben. Das lässt sich leider nicht verhindern. Die religiöse Gesinnug der Menschen bedarf also einer gewissen Sensibilierung und Aufklärung. Woran ich glaube, ist meine eigene Sache. Es ist meine persönliche Intimsphäre.
Dass der andere Schweinefleich ist, spielt für mich keine Rolle. Das ist nämlich seine Sache. Das ich es vielleicht nicht tue, sollte auch für den anderen keine Rolle spielen. Von mir aus kann er auch nur vegetarisch essen. Toleranz ist für viele leider ein Fremdwort. Was spielt es für den Papst eine Rolle, ob man ein Kondom benutzen darf oder nicht? Für mich ist das lächerlich. Andere mögen anders darüber denken.
Viele konservative Moslems denken darüber genauso wie der Papst. Sex vor der Ehe ist verboten. Der Hauptzweck von Sex ist nicht Vergnügen, sondern vielmehr die Fortpflanzung. In diesem Punkt sind sich beide Religionen viel näher, als es ihre Anhänger vermuten.

in meiner Jugend habe ich mir wenig Gedanken über Religion gemacht. Den Aussagen meiner Umgebung zufolge war ich ein Moslem. Weil das auch in meinem Pass steht, es also offiziellen Charakter hat, muss ja wirklich was dran sein :)
Mit der Zeit habe ich mitbekommen, dass ich ein Angehöriger des Alevitentums bin. Doch was zeichnet einen Alevi aus? Sind Alevis Moslems? Ist Alevilik überhaupt eine Religion? Oder eher eine Weltanschauung?
Wenn extreme Katholiken Protestanten vorwerfen, keine richtigen Christen zu sein, oder extreme Evangelisten Katholiken nicht als Christen ansehen, sondern als bekehrungswürdige Heiden, stellt sich natürlich die Frage, wie man feststellen kann, ob jemand ein Christ ist. Lässt sich die Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft mit klaren Kriterien eindeutig erklären? Oder ist es etwa ausreichend, wenn man in eine Religion sozusagen reingeboren wird? Ist es also ausreichend, dass man sich dazugehörig fühlt? Muss ich an die Dreieinigkeit glauben, um ein guter Christ zu sein? Kann es mir nicht egal sein, was damit gemeint ist, solange ich an Gott und die Wahrhaftigkeit der Bilbel glaube?

• Inwieweit die Heilige Schrift die Grundlage des christlichen Glaubens bildet und nicht die Tradition
• ob allein Christus oder auch die Kirche, und damit auch der Papst (als der Stellvertreter Gottes aus Erden) Autorität über Gläubige besitzt
• ob der Mensch allein durch die Gnade Gottes errettet wird, oder ob nicht durch eigenes Tun etwas daran ändern könnte

das alles sind wichtige Fragenkomplexe, deren Beantwortung die Menschen gleicher Abstammung entzweit hat.
Doch Religion sollte Menschen nicht entzweien, es sollte sie im Gegenteil eher vereinen. Und zwar deshalb, weil ein religiöser Mensch Antworten auf Fragen hat, die ihm in der Seele brennen. Ein ruhiger Mensch muss seinem Gegenüber nichts beweisen. Er muss ihn nicht bekehren. Wer einen Menschen oder ein Buch für unfehlbar erklärt, verliert seine Glaubwürdigkeit. Wer seine Glaubwürdigkeit verliert, ist nicht mehr vertrauenswürdig. Warum geht in Deutschland nur noch etwa jeder achte regelmässig in die Kirche? Wenn überhaupt?
Was bin ich?
Was macht einen guten Aleviten aus?
Was macht einen guten Evangelisten aus?