Michael Mann im Interview mit der Frankfurter Rundschau
Verkürzte und leicht redigierte Wiedergabe vom Interview mit US-Regisseur Michael Mann in der Frankfurter Rundschau:
Kriminelle reizen ihr Leben bis ins Extrem aus. Sie nehmen ihr eigenes Schicksal in die Hand, ohne sich dabei um Moral oder Anstand zu kümmern. Obwohl Dillinger (gespielt von John Depp) der meist gesuchte Mann Amerikas und - nach Präsident Roosevelt - auch der berühmteste war, spazierte er lässig durch die Straßen von Chicago und brach aus zwei Gefängnissen aus.
Was mich daran interessiert hat, war: Was denkt so einer? Wer war er? Wie ist es, sein Leben als einzigen großen Exzess zu betrachten? Ich wollte wissen, wie es ist, in seinen Schuhen zu laufen. Sie haben ihn als Teenager wegen eines dilettantischen Überfalls zehn Jahre in den Knast gesteckt - und als er wieder rauskam, war er ein ausgebildeter Krimineller. Eine Folge von Dillingers Lebensgeschichte war, dass zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1936 das ganze Jugendstrafsystem in den USA reformiert wurde. John Dillinger war grundsätzlich ein lieber Junge war, der im Gefängnis erst zum richtigen Schwerverbrecher gemacht wurde. Ich glaube nicht an gute Jungs und schlechte Jungs. Ich glaube an das, was Menschen tun. Und das ist mal gut, mal weniger gut. Wobei, wenn ich drüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich schon einige wirklich durch und durch böse Menschen getroffen habe. (Weil im wirklichen Leben die Menschen zum größten Teil niemals nur böse sind, außer vielleicht sehr wenigen Ausnahmen, lässt Michael Mann im Kino nicht hundertprozentig Gute gegen hundertprozentig Böse antreten. Um also der Komplexität des menschlichen Daseins gerecht zu werden, ist es für ihn kein Problem, auch Schwerverbrechern einen gewissen Charme zu verleihen. Micheal Mann bekennt sich als ein Freund der Arbeitnehmer. Seine scharfen Worte gegenüber falschen Politikern und gierigen Managern und Wirtschaftsbossen ist eindeutig.) Aber ich habe mal einen Politiker getroffen, der war, so leid es mir tut, wirklich ein Mistkerl. Sehr zuvorkommend und höflich. Aber politisch betrachtet ein Faschist. - Wissen Sie, was ich wirklich furchtbar finde? Wenn General Motors wirklich über die Klinge springt, wer sind dann wohl die Leidtragenden? Was passiert mit den Pensionen von all den Leuten, die sich jahrzehntelang den Buckel krumm geschafft haben? Jetzt stellt sich der neue starke Mann bei GM, Fritz Henderson, hin und behauptet allen Ernstes, die Rezession sei schuld am Zustand von GM. Blödsinn. GM ist schuld am Zustand von GM. Diese ganze beschissene Ausrichtung auf kurzfristige Gewinne. Die haben verdammt noch mal die falschen Autos gebaut! Und sich immer schön satte Boni ausgezahlt. Diese Jungs verdienen wirklich alles Schlechte dieser Welt. Aber nicht die Leute, die am Fließband gearbeitet haben.
Ziemlich symathisch dieser Mann oder?
Kriminelle reizen ihr Leben bis ins Extrem aus. Sie nehmen ihr eigenes Schicksal in die Hand, ohne sich dabei um Moral oder Anstand zu kümmern. Obwohl Dillinger (gespielt von John Depp) der meist gesuchte Mann Amerikas und - nach Präsident Roosevelt - auch der berühmteste war, spazierte er lässig durch die Straßen von Chicago und brach aus zwei Gefängnissen aus.
Was mich daran interessiert hat, war: Was denkt so einer? Wer war er? Wie ist es, sein Leben als einzigen großen Exzess zu betrachten? Ich wollte wissen, wie es ist, in seinen Schuhen zu laufen. Sie haben ihn als Teenager wegen eines dilettantischen Überfalls zehn Jahre in den Knast gesteckt - und als er wieder rauskam, war er ein ausgebildeter Krimineller. Eine Folge von Dillingers Lebensgeschichte war, dass zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1936 das ganze Jugendstrafsystem in den USA reformiert wurde. John Dillinger war grundsätzlich ein lieber Junge war, der im Gefängnis erst zum richtigen Schwerverbrecher gemacht wurde. Ich glaube nicht an gute Jungs und schlechte Jungs. Ich glaube an das, was Menschen tun. Und das ist mal gut, mal weniger gut. Wobei, wenn ich drüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich schon einige wirklich durch und durch böse Menschen getroffen habe. (Weil im wirklichen Leben die Menschen zum größten Teil niemals nur böse sind, außer vielleicht sehr wenigen Ausnahmen, lässt Michael Mann im Kino nicht hundertprozentig Gute gegen hundertprozentig Böse antreten. Um also der Komplexität des menschlichen Daseins gerecht zu werden, ist es für ihn kein Problem, auch Schwerverbrechern einen gewissen Charme zu verleihen. Micheal Mann bekennt sich als ein Freund der Arbeitnehmer. Seine scharfen Worte gegenüber falschen Politikern und gierigen Managern und Wirtschaftsbossen ist eindeutig.) Aber ich habe mal einen Politiker getroffen, der war, so leid es mir tut, wirklich ein Mistkerl. Sehr zuvorkommend und höflich. Aber politisch betrachtet ein Faschist. - Wissen Sie, was ich wirklich furchtbar finde? Wenn General Motors wirklich über die Klinge springt, wer sind dann wohl die Leidtragenden? Was passiert mit den Pensionen von all den Leuten, die sich jahrzehntelang den Buckel krumm geschafft haben? Jetzt stellt sich der neue starke Mann bei GM, Fritz Henderson, hin und behauptet allen Ernstes, die Rezession sei schuld am Zustand von GM. Blödsinn. GM ist schuld am Zustand von GM. Diese ganze beschissene Ausrichtung auf kurzfristige Gewinne. Die haben verdammt noch mal die falschen Autos gebaut! Und sich immer schön satte Boni ausgezahlt. Diese Jungs verdienen wirklich alles Schlechte dieser Welt. Aber nicht die Leute, die am Fließband gearbeitet haben.
Ziemlich symathisch dieser Mann oder?
philosoph007 - 7. Aug, 09:11