Inge und Walter Jens und das Geheimnis der NSDAP-Karteikarten
Das Geheimnis der NSDAP-Karteikarten
Die Karteikarte mit der Ordnungsnummer 9265911 dokumentiert den NSDAP-Eintritt von Walter Jens im Sommer 1942. Aber genau nachprüfen kann man das leider nicht mehr. Die amerikanische Besatzungsmacht soll den Bestand der NSDAP-Zentralkartei gründlich verändert haben. Statt der ursprünglichen chronologischen Reihenfolge der neun Millionen Karteikarten nach den laufenden Mitgliedsnummern, die ohne weiteres Rückschlüsse auf die Aufnahme ganzer Gruppen zuließ, soll die Kartei im Sommer 1945 alphabetisch umsortiert worden sein. Natürlich ist es sehr wahrscheinlich, dass diese sehr brisanten Informationen von den Amerikanern gesammelt und ausgewertet wurden. Im Keller des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde lagen die Namen aller NSDAP-Mitgliedern unter Verschluss. Erst nach der Wende wurde das Geheimnis der neun oder elf Millionen Karteikarten, die sich im Besitz der amerikanischen Alliierten befanden, gelüftet. Nach dem Krieg machten es die Jungen wie die Alten: Sie schwiegen. Doch Mitte der Neunziger, als die Namen publik wurden, ging das nicht mehr. Die Öffentlichkeit wollte wissen, warum solche Berühmtheiten wie Siegfried Lenz, Dieter Hildebrandt, Hermann Lübbe oder Erhard Eppler NSDAP-Mitgliedern waren. Der achtzigjährige Verleger Alfred Neven DuMont hat diesem Wunsch Rechnung getragen und 26 berühmte Zeitzeugen der Jahrgänge 1926/27 dazu ermuntert, ihre persönlichen Erinnerungen an die Nazi-Zeit aufzuschreiben. (Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz“. hrsg. von Alfred Neven DuMont, DuMont Buchverlag). Tilman Jens, der Sohn von Walter Jens, äußert sich verärgert in der FAZ (04.03.2008) über die fehlende Authentizität der Zeitzeugen: "Welch eine Chance. Doch wie enttäuschend und wie signifikant sind zumeist die Texte der Beteiligten. Dieter Hildebrandt - ein Erinnerungskünstler, er hat es in seiner Rückschau „Was bleibt mir übrig?“ bewiesen - ergeht sich in launischen Kameradschaftsberichten aus dem schlesischen Schützengraben. Der berlinernde Feldwebel heißt Weißderteufel, der Oberstleutnant Weißichnichtmehr. Das ist Programm. Das große Vergessen. Der begnadete Spötter nimmt sich nicht in die Mangel. Er sagt nicht, wie das denn war mit der Partei. Er geht nicht einmal in die Offensive, sondern zieht eine Nummer ab, die weit, weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Es ist zum Heulen." Walters Sohn wirft seinem eigenen Vater vor, nicht die Courage besessen zu haben, mit seiner eigenen Familie die eigene braune Vergangenheit als Mitglied im nationalsozialistischen Studentenbund und in der NSDAP aufzuarbeiten.
Die Karteikarte mit der Ordnungsnummer 9265911 dokumentiert den NSDAP-Eintritt von Walter Jens im Sommer 1942. Aber genau nachprüfen kann man das leider nicht mehr. Die amerikanische Besatzungsmacht soll den Bestand der NSDAP-Zentralkartei gründlich verändert haben. Statt der ursprünglichen chronologischen Reihenfolge der neun Millionen Karteikarten nach den laufenden Mitgliedsnummern, die ohne weiteres Rückschlüsse auf die Aufnahme ganzer Gruppen zuließ, soll die Kartei im Sommer 1945 alphabetisch umsortiert worden sein. Natürlich ist es sehr wahrscheinlich, dass diese sehr brisanten Informationen von den Amerikanern gesammelt und ausgewertet wurden. Im Keller des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde lagen die Namen aller NSDAP-Mitgliedern unter Verschluss. Erst nach der Wende wurde das Geheimnis der neun oder elf Millionen Karteikarten, die sich im Besitz der amerikanischen Alliierten befanden, gelüftet. Nach dem Krieg machten es die Jungen wie die Alten: Sie schwiegen. Doch Mitte der Neunziger, als die Namen publik wurden, ging das nicht mehr. Die Öffentlichkeit wollte wissen, warum solche Berühmtheiten wie Siegfried Lenz, Dieter Hildebrandt, Hermann Lübbe oder Erhard Eppler NSDAP-Mitgliedern waren. Der achtzigjährige Verleger Alfred Neven DuMont hat diesem Wunsch Rechnung getragen und 26 berühmte Zeitzeugen der Jahrgänge 1926/27 dazu ermuntert, ihre persönlichen Erinnerungen an die Nazi-Zeit aufzuschreiben. (Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz“. hrsg. von Alfred Neven DuMont, DuMont Buchverlag). Tilman Jens, der Sohn von Walter Jens, äußert sich verärgert in der FAZ (04.03.2008) über die fehlende Authentizität der Zeitzeugen: "Welch eine Chance. Doch wie enttäuschend und wie signifikant sind zumeist die Texte der Beteiligten. Dieter Hildebrandt - ein Erinnerungskünstler, er hat es in seiner Rückschau „Was bleibt mir übrig?“ bewiesen - ergeht sich in launischen Kameradschaftsberichten aus dem schlesischen Schützengraben. Der berlinernde Feldwebel heißt Weißderteufel, der Oberstleutnant Weißichnichtmehr. Das ist Programm. Das große Vergessen. Der begnadete Spötter nimmt sich nicht in die Mangel. Er sagt nicht, wie das denn war mit der Partei. Er geht nicht einmal in die Offensive, sondern zieht eine Nummer ab, die weit, weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Es ist zum Heulen." Walters Sohn wirft seinem eigenen Vater vor, nicht die Courage besessen zu haben, mit seiner eigenen Familie die eigene braune Vergangenheit als Mitglied im nationalsozialistischen Studentenbund und in der NSDAP aufzuarbeiten.
philosoph007 - 9. Aug, 18:31